„Nahversorgungszentrum“ in Westerham – eine Fehlentwicklung
Wir Grüne begrüßen gute Einkaufsmöglichkeiten im Zentrum von Westerham, aber kein „Nahversorgungszentrum“ auf der Grünen Wiese, wie es jetzt geplant und gebaut wird. Unsere Gründe sind:
Die geplante Nahversorgung ist keine Nahversorgung, weil sie vor dem Ort und nicht im Ort liegt, für Senioren, Kinder, Fußgänger und Radfahrer schlecht zugänglich. Für Autofahrer sind die vorhandenen Märkte gut und schnell erreichbar.
Die Planung widerspricht der Dorfentwicklung Westerham. Die Ortsmitte sollte mit Geschäften belebt werden. Mit dem neuen Zentrum im Außenbereich wird das Zentrum blutleer, wie an den Leerständen in Bruckmühl zu sehen ist.
Für die neuen Großmärkte wird landwirtschaftliche Nutzfläche verbraucht, Grünfläche unnötig versiegelt.
Der Standort ist eine Premiumfläche für produzierendes Gewerbe, wie es in der Gemeinde nur wenige Plätze gibt. Darum sollte er für den Bedarfsfall vorbehalten werden.
Von der Nordsee bis an die Adria, vom Ural bis zu den Pyrenäen werden allerorts die gleichen „Schachteln“ mit den gleichen Firmen vor die Dörfer gesetzt. Das indivduelle Erscheinungsbild von Ortschaften, städtebauliche europäische Dorfkultur, weicht einem Einheitsbrei.
Vagen hat noch zwei eigenständige Lebensmittelgeschäfte mit freien Kaufleuten, die sich ihre Lieferanten selbst aussuchen, Wert auf Regionalität legen und individuell auf Kundenwünsche eingehen. Discounter werden von zentralistisch gesteuerten Marktleitern bedient, die eigentlich nur noch bessere Regaleinräumer sind. Eine Kaufmannskultur geht verloren.
Christof Langer
Gemeinderat für Bündnis 90/Die Grünen
… und der Leserbrief an den Mangfallboten von Günther Polz
Das geplante Nahversorgungszentrum hat von Westerham nur den Namen. Es liegt zu weit vom Siedlungsgebiet entfernt und die Westerhamer Kunden werden es bei weitem nicht auslasten. Da das NVZ die Voraussetzung der fußläufigen Entfernung nach dem Landesentwicklungsprogramm nicht erfüllt, hätte es eigentlich nicht genehmigt werden dürfen. Jetzt herrscht offiziell Freude darüber, dass dieser Ablehnungsgrund, offenbar mit Hilfe der Ministerin Aigner, aus dem Weg geräumt werden konnte. Der Fall zeigt, dass staatliche Vorgaben für eine vorwärtsorientierte Ortsentwicklung eher als hinderlich empfunden werden. Allerdings würden die weitaus meisten Kunden auch dann mit dem Auto kommen, wenn das NVZ näher an Westerham läge. Darüber hinaus wird ein Ladenzentrum nirgends als optische Bereicherung gesehen. Befremdlich ist, dass der Verlust von mehr als einem Hektar landwirtschaftlicher Fläche als unwichtig abgetan wird. Über den notwendigen ökologischen Ausgleich für das NVZ ist noch nichts bekannt; er müsste eigentlich von Anfang an in die Planung einbezogen werden. Welche Konsequenzen das Projekt für die Dorfentwicklung Westerham haben wird, ist auch noch nicht zu überblicken.
Für das NVZ sind ein Vollsortimenter, ein Discounter und ein Drogeriemarkt vorgesehen. Diskutiert wird fast nur über den Drogeriemarkt, der sich angeblich nur ansiedeln wird, wenn auch die großen Frequenzbringer daneben entstehen. Ob aber noch ein Vollsortimenter in der Gemeinde gebraucht wird? Welche Konsequenzen ergeben sich für die bestehenden Supermärkte? Außerdem ist Lidl trotz der in Aussicht gestellten Vergrößerung des bestehenden Marktgebäudes abgewandert. Noch ist das Zentrum nicht Realität.
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